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Es war einmal…

Wir Franken lieben unsere Geschichte. Aber auch unsere G’schichtli. Gerne verniedlichen wir dabei die Wirklichkeit. Wahrscheinlich, weil sie so ein bisschen besser zu ertragen ist.

Unser Wirtshaus in der Nürnberger Altstadt hat schon unendlich viele G’schichtli erlebt. Vielmehr: Die Menschen, die hier eingekehrt sind, die das Haus hegten, pflegten, die mit ihm durch dick und dünn gegangen sind. Und wie durch ein Wunder hat das Haus die über sechs Jahrhunderte, allen Blessuren zum Trotz, gut überstanden. Zuletzt rettete es Martin Hilleprandt vor dem Abriss. Ihm verdanken wir die vielen kulinarischen Zeitreisen in diesen Gemäuern.

Aber, der Reihe nach…

1380
Also nicht genau im Jahr 1380, aber etwa um die Zeit wurde der Grundstein unserer heutigen Erfolgsgeschichte gelegt. Die Bratwurstküche wurde erbaut.
1419
Jetzt ist es aber offiziell. Die Bratwurstküche wird erstmals urkundlich erwähnt. Und zwar sollte für das Anwesen Zirkelschmiedsgasse 26, das damals aus zwei Häusern bestand, je Haus ein Erbzins „jährlich 60 Haller an Walpurgen und am Martinstag, sowie eine Henne zur Faßnacht“ entrichtet werden.
Stadtarchiv Nürnberg
1639
Der 30-jährige Krieg hat auf Nürnberg eine ganz eigene Auswirkung: Der Bestand an Wirtshäusern ist angewachsen, die Stadt Nürnberg versucht in dem Jahr, diesen zu begrenzen. In dem Zusammenhang wird auch die Zirkelschmiedsgasse 26 wieder genannt.
Stadtplan aus dem 19. Jahrhundert, Altstadtfreunde Nürnberg e.V.
1640
Michelin-Sterne gibt es zwar noch nicht, aber 1640 wird das Wirtshaus „Zum gulden Stern“ in die gehobene Kategorie der Speisehäuser eingeordnet.
1641
Unserem Haus wird ein seltenes Recht zugestanden. Künftig dürfen in der Zirkelschmiedsgasse 26 Hausschlachtungen an Schweinen durchgeführt werden.
1740
Dem Umgeldamt der Stadt wird zur Erhaltung der Weinschenkgerechtsame zugesagt, einen Weinvorrat einzulagern.
Privat (undatiert)
1980
Lange war es still um unser Gasthaus, doch nun nimmt die Erfolgsgeschichte seinen Lauf. 1980 erwirbt Martin Hilleprandt das Haus – mit einer Abbruchgenehmigung. Doch anstatt das historische Gebäude dem Erdboden gleich zu machen, entschließt er sich, das geschichtsträchtige Wirtshaus zu sanieren und mit Hilfe der Altstadtfreunde zu bewahren.
Dabei achtet er streng darauf, die Ursprünglichkeit des Hauses zu erhalten. So bleibt auch die offene Feuerstelle aus dem 16. Jahrhundert bestehen, an der noch heute die Bratwürste über Buchenholzfeuer gebraten werden.
Zirkelschmiedsgasse Nr. 26 zu Beginn der 1980er-Jahre, Altstadtfreunde Nürnberg e.V.
2000
Unser Gasthaus „Zum gulden Stern“ darf ganz offiziell den Zusatz „Älteste Bratwurstküche der Welt“ tragen.
Privat (undatiert)
2013
Im Mittelpunkt der Bratwurstküche werden unsere Original Nürnberger Röstla®, eine 2013 von Martin Hilleprandt in Zusammenarbeit mit seiner Tochter eingeführte und geschützte Marke, über offenem Feuer gegrillt. Die Würste stammen dabei zwingend von einem Nürnberger Metzger und werden roh auf Buchenholzfeuer gegrillt.
2015
Es brennt im Gasthaus. Glücklicherweise halten die historisch bedeutenden Gegenstände wie die Butzenscheiben, die historischen Töpfe aus den Ausgrabungen und die Feuerstelle dem Feuer stand.
Privat
2017
Nun ist es ganz offiziell. Unser Gasthaus „Zum gulden Stern“ ist jetzt eine bedeutsame Sehenswürdigkeit der Stadt Nürnberg.
Privat
2019
Unsere Bratwurstküche wird 600 Jahre alt.
2020
Unerwartet stirbt Inhaber und Vater Martin Hilleprandt am 1. Oktober 2020. Seine Kinder Sofia und Martin übernehmen die Bratwurstküche.