Von der Küchenprinzessin zur Bratwurstkönigin

Bei ihrer Krönung war sie sechs Jahre jünger als Queen Elisabeth II. Eine 21-Jährige im vollen Ornat? Eine Geschichte, wie das Wirtinnen-Dasein nahtlos an die Jugend anknüpfen kann. Und wie das Weitertragen der Flamme manchmal auch Mut erfordert.

Ihr Weg lag klar vor Sofia Hilleprandt, doch dann kam alles ganz anders. Gerade erst hatte sie eine Ausbildung zur Mediengestalterin begonnen, als ihr Vater plötzlich und unerwartet starb. Ihr Vater war Martin Hilleprandt, der Inhaber unseres Gasthauses „Zum gulden Stern“ und Urvater der Röstla®.

Sofia Hilleprandt (r.) mit ihrem Bruder Martin und ihrer Mutter Beata.

Nach dem Tod des Vaters folgte der Corona-Lockdown

Für die gerade 19-Jährige steht völlig außer Frage, dass es nun sie ist, die in der Verantwortung für das Gasthaus, die Angestellten und das gastronomische Erbe ihres Vaters steht. Zumal kurz nach dem Tod des geliebten Papas gleich der nächste Tiefschlag folgte – die Gastronomie musste wieder in den Corona-Lockdown. „Das war eine schreckliche Situation, mir fehlte jede Erfahrung“, erinnert sie sich heute. Sie war zwar im „gulden Stern“ aufgewachsen, wovon auch einige Bilder in der Gaststube zeugen, und hat von ihrem Vater in den letzten Jahren noch viel mitbekommen und gelernt. Aber davon, wie man ein Unternehmen durch eine ausgewachsene Krise wie die Corona-Krise steuert, konnte auch Martin Hilleprandt ihr nichts mit auf den Weg geben. „Mir war nur klar, dass ich nicht alles den Bach herunter gehen lassen konnte“, erinnert sie sich heute.

Auf das Team des Gasthauses „Zum gulden Stern“ konnte und kann sich Sofia Hilleprandt immer verlassen.

Volle Aufmerksamkeit den Bratwürsten

Die Familie Hilleprandt rückt zusammen, Mutter Beata und Bruder Martin helfen ihr, wo sie können und packen mit an. Sofia versucht noch mehrere Monate, ihre Ausbildung und das Gasthaus parallel voranzubringen. Und trifft dann eine mutige Entscheidung: „Mir wurde klar, dass die Bratwurstküche meine volle Aufmerksamkeit braucht“. Sie bricht ihre Ausbildung ab.

Mit dem Lockern der Beschränkungen finden sich nach und nach wieder die Gäste in der historischen Gaststube ein. Und Sofia Hilleprandt nimmt das Erbe ihres Vaters an. Macht seine Leidenschaft für Bratwurst und Gastlichkeit mehr und mehr zu ihrer eigenen. Sie ruft mit „Bratwurst in the City“ einen Podcast ins Leben, in dem sie gemeinsam mit Björn Becker vom Nürnberger Bratwurstmuseum den Legenden rund um die Bratwurst nachspürt. Sie designed eine eigene Schmucklinie und gestaltet Merch-Artikel, die man in ihrem eigenen Shop erwerben kann. Und 2022 kürt sie sich schließlich zur Nürnberger Bratwurstkönigin, die auf Wunsch im vollen Ornat durch das Gasthaus „Zum gulden Stern“ führt und von der reichen Geschichte des Hauses berichtet. „Das hätte Papa sicher gefallen“, ist sie sich sicher.